На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера - страница 16
Die in Tilsit geschlossene Allianz zwischen den Kaiserreichen Frankreich und Russland war von Beginn an fragil. Hierfür waren vor allem langfristige politische Interessengegensätze zwischen den Bündnispartnern verantwortlich. Drei grundlegende Konfliktlinien lassen sich identifizieren. Erstens verkörperten das aus dem revolutionären Frankreich hervorgegangene Kaiserreich Napoleons und das dem Ancien Régime verhaftete Russland vollkommen verschiedene Herrschafts- und Gesellschaftsmodelle. Zweitens bestanden zwischen Frankreich und Russland starke geopolitische Gegensätze. Die beiden Imperien rivalisierten vor allem im östlichen Mitteleuropa (Polen, Preußen), aber auch auf dem Balkan und in Skandinavien. Drittens entsprach der erzwungene Anschluss an das Kontinentalsystem Napoleons nicht den wirtschaftlichen Interessen des Zarenreiches.
Außer durch politische Gegensätze war die in Tilsit geschlossene Allianz durch die konkreten Umstände ihrer Entstehung belastet. Der Kriegsverlierer Alexander musste im Sommer 1807 aus einer Position der Schwäche heraus verhandeln. Es kam aufgrund dieser Ausgangskonstellation zu keinem auf beiden Seiten gleichermaßen akzeptierten Ausgleich der Interessen. Der militärische Sieger Napoleon setzte vielmehr eine französische Suprematie im Bündnis voraus. Er versuchte in den Jahren nach 1807 wiederholt, diese Vorrangstellung zur Geltung zu bringen und Russland zum Erfüllungsgehilfen seiner Politik zu machen. Nicht nur politisch, sondern auch persönlich betrachtete der Empereur seinen Bündnispartner Alexander als nicht ebenbürtig. Diese Einschätzung war deshalb äußerst problematisch, weil sich die realen Machtverhältnisse nach 1807 zugunsten Russlands verschoben.
Die zahlreichen Konfliktherde in der imperialen Allianz zwischen Frankreich und Russland wurden in den Jahren nach 1807 sukzessive virulent. Das Bündnis war einem Erosionsprozess ausgesetzt, der sich über Jahre hinzog und der schließlich in offene Feindschaft einmündete. Die französisch-russischen Beziehungen zwischen 1807 und dem Ausbruch des Krieges im Frühjahr 1812 lassen sich in drei Phasen untergliedern. In den Jahren 1807 bis 1809 kooperierten die beiden Imperien, wenngleich die Schwierigkeiten im Bündnis bereits unübersehbar waren. Napoleon ordnete auf der Grundlage der Tilsiter Verträge den mitteleuropäischen Raum neu. Alexander führte siegreich Krieg gegen Schweden und gliederte anschließend Finnland in sein Imperium ein. Ein ernster Konflikt entspann sich jedoch aufgrund der französischen Kompensationsforderungen für die von Alexander geplante Annexion der osmanischen Provinzen Moldau und Walachei. Bei einem glanzvollen Treffen zwischen Napoleon und Alexander in Erfurt im September und Oktober 1808 war der Vertrauensbruch im Bündnis bereits offenkundig. In den Jahren 1809/10 kam es zum Bruch der Allianz. Hierfür waren mehrere Entwicklungen verantwortlich, die sich wechselseitig bedingten. Russland unterstützte Frankreich im Krieg gegen Österreich nur symbolisch, konspirierte unter der Hand sogar mit dem Gegner Napoleons. Der französische Kaiser reagierte, in dem er seinem Bündnispartner im Frieden von Schönbrunn nur einen kleinen Teil der von der Habsburgermonarchie abgetrennten galizischen Gebiete zusprach. Hingegen wurde das unter französischem Einfluss stehende, von Russland stets kritisch beäugte Herzogtum Warschau großzügig bedacht. Diese Ereignisse trugen wiederum dazu bei, dass Alexander das Ansinnen Napoleons zurückwies, die russische Großfürstin Anna zu ehelichen. Der französische Kaiser heiratete daraufhin die österreichische Erzherzogin Marie-Louise. Obwohl die französisch-russische Allianz durch die geschilderten Ereignisse Anfang 1810 weitgehend ausgehöhlt war, bestand das Tilsiter Bündnis formal bis 1812 weiter. In den letzten beiden Jahren vor Kriegsbeginn war das Verhältnis zwischen Frankreich und Russland durch zahlreiche konkrete politische Probleme massiv belastet. Dissens bestand vor allem über die Balkanpolitik Napoleons nach dem Frieden von Schönbrunn, die Wahl des französischen Marschalls Jean-Baptiste Bernadotte zum Kronprinzen von Schweden (Mai 1810), die zukünftige Rolle des Herzogtums Warschau sowie die faktische Wiederaufnahme des Handels mit Großbritannien durch Russland (31. Dezember 1810). Für erhebliche Verstimmung sorgte zudem die Annexion des Herzogtums Oldenburg durch Frankreich Anfang 1811. Durch die Ausweitung des